Somersault
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Ja, so schön kann Melancholie klingen. So berührend ist es, wenn von Einsamkeit und Verlassenwerden gesungen wird. Aber bevor wir uns im Dunkeln verlieren, nimmt uns die wunderbar weiche Stimme wieder mit auf die schöne Seite des Lebens und verspricht uns zärtlich Trost und Liebe.

Fast vier Jahre hat es gedauert, bis Somersault ihr drittes Album präsentiert. Das Warten hat sich gelohnt. „The Solitude and Me“ knüpft musikalisch an den Vorläufer „Paper Walls“ an, setzt den dunkelschönen, melancholischen Singer/Songwriter-Pop fort, klingt aber noch ausgereifter. Da gibt es nicht mehr viel was vom Wesentlichen ablenkt. Die Instrumentalisierung ist dezent und lässt viel Raum für das, was das Markenzeichen von Somersault ist: die Stimme.

„Mit dem dritten Album konzentriert sich meine Musik immer mehr auf das, was mich ausmacht. Meine Stärke liegt in dem Zerbrechlichen, Gefühlvollen. Das ist ein wichtiger Teil von mir, den ich hier kreativ ausleben kann. Wenn ich meine Songs schreibe, kann ich ganz bei mir sein,“ sagt Gudrun Mittermeier alias Somersault. „Als Musikerin macht mich das sehr glücklich, denn da wollte ich immer hinkommen. Man hört ‚The Solitude and Me’ und weiß sofort: das ist Somersault.“

Was sich zum zweiten Album „Paper Walls“ noch verändert hat?

„Ich bin Mutter geworden.“ Tochter Lilly (2) hat das Leben der Musikerin, die mit dem Comedian Michael Mittermeier verheiratet ist, grundlegend umgekrempelt. „Das hört man auch in meiner Musik, denn ich setze andere Prioritäten.“ Eine davon ist ganz klar der Mut zum Weglassen. „Meine Songs werden immer stiller. Wahrscheinlich, weil mir die Welt oft zu laut und zu oberflächlich ist. Das lenkt mich zu sehr vom Wesentlichen ab. Für mich zählen im Moment eher die leiseren Töne. Ich liebe esmit Leuten zusammen zu sein, Musik zu machen und Songs zu schreiben. Das hat so etwas Friedliches. Da bin ich ganz eins mit mir und glücklich.“

Dem Facettenreichtum von Somersaults Stimme und Musik kommt dieses Ruhige sehr entgegen. Bei jedem neuen Hören ihres Albums, entdeckt man eine andere Wendung, bleibt an einer ihrer wundervoll poetischen Textzeilen hängen. Die Singer/Songwriterin nimmt einen mit auf eine Reise durch Licht und Schatten. Da geht es leicht und beschwingt zu, wenn sie vom „Love Lies“ singt, obwohl der Text vom Verlassensein handelt, es klingt zart und berührend wenn sie „Rise and Shine“ anstimmt, ein Wiegenlied, das sie speziell für Tochter Lilly geschrieben hat, und es wird düsterer und etwas schwermütig bei „In my Vision“. Und dann „The Solitude and Me“, der dem Album auch seinen Namen gab - ein echter Gänsehaut-Song, dessen Magie man sich nicht entziehen kann.

„Musik ist eine Kraftquelle für mich. Sie hilft mir auch die etwas dunkleren Phasen im Leben zu überstehen.“

Das neue Album hat Gudrun Mittermeier ihrer Tochter Lilly gewidmet. Sie selbst verlor ihre Mutter schon mit zwei Jahren. „Bestimmt hört man viel Melancholie in meinen Songs. Es ist viel Trauer in dem Album, ja. Aber ich finde, dass gerade auf The Solitude and Me auch viel Freude und viele liebevolle Songs sind – für meinen Mann, meine Tochter und auch für mich.“

Somersault hat sich in der Musikszene längst einen Namen gemacht. Ihren erfolgreichen Start hatte die Songwriterin 2001, als sie gleich mit ihrem ersten Lied „Way to Mars“ im Duett mit Xavier Naidoo die Charts stürmte. 2003 legt sie ihr erstes Solo-Album „By Your Side“ nach. Das Nachfolgealbum „Paper Walls“ entstand teilweise in London, wo Somersault vier Monate lang mit allen möglichen Musikgrößen zusammen arbeitete, wie mit Damian LeGassick, dem Co-Produzenten von K. D. Lang und Songautor, der unter anderem das Schlusslied auf Madonnas „Music“ schrieb.

Mit „Paper Walls“ tourte Somersault ein Jahr lang durch Deutschland und Europa, gab Konzerte in kleiner und großer Besetzung, war Vorband von Reamonn und Bryan Ferry. „In diesem Jahr habe ich viel darüber gelernt, warum ich Musik mache. Wenn ich auf der Bühne stehe und anfange zu singen, gibt es nichts mehr anderes in meinem Kopf. Du spürst nur dich und den Song.“

„The Solitude and Me“ entstand in Hamburg, Berlin und München. Produziert wurde es von Jem, alias Peter Seiffert, der bereits Alben von Virginia Jetzt!, Roman Fischer, Klee und Miles produzierte und das Comeback-Album von Udo Lindenberg als Co-Produzent betreute. Auch für die Chartstürmer Ich + Ich fungierte Jem als Co-Produzent, was ihm jetzt einen Echo bescherte.

Als Songwriting-Partner holte Gudrun Mittermeier sich die 24-jährige Neuentdeckung Jacob Brass mit ins Studio, der mit ihr auch in dem Duo „Fade Away“ zu hören ist. „Wir sind musikalisch gerade so auf einer Wellenlänge, dass es Spaß macht und gerade so verschieden, dass es interessant und spannend bleibt.“ Mit Stephan Gade, der auch als Co-Produzent und Co-Autor fungiert, arbeitete die Songwriterin schon bei „Paper Walls“ erfolgreich zusammen. Eingespielt wurde das Ganze in einer Live-Atmosphäre, denn gerade das Unperfekte, Frische sollte mit eingefangen werden. „Die Songs dürfen auf keinen Fall zu clean klingen, sonst ist das Lebendige raus,“ erklärt Grudrun Mittermeier.

Steht das nicht in Widerspruch zu der Einsamkeit und dem Verlassenwerden, von dem Somersault auf „The Solitude and Me“ erzählt?

„Nein, denn mit dem Album betrachte ich die innere Einsamkeit als beendet. Dieser Gefühlszustand hat eine lange Geschichte bei mir. Du kannst in der turbulentesten Welt wohnen und von rotem Teppich zu rotem Teppich spazieren – und trotzdem fühlst du dich abgeschnitten vom Leben. Aber wenn man endlich bei sich ankommt, dann ist man nie mehr einsam.“

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