10.03.2017
And Then I Saw A Million Skies Ahead
And Then I Saw A Million Skies Ahead
Federleichte, doch konturierte Vocals in feingliedrigen, gar fragilen Kammerpop-Skizzen, die ein Hauch Nouvelle Vague umweht: „Songs Of Gold & Shadow“, das Debüt der Pariser Musikerin Cleo T. aus dem Jahr 2013, war ein so aufregendes wie kluges Album, in dem ein Sinn für den knisternden Glamour vergangener Tage und eine clevere, moderne Produktion zueinander fanden.
Und doch war das nur ein Vorspiel: „And Then I Saw A Million Skies Ahead“ ist mehr als Musik. Viel mehr.
In dem multidisziplinären, synästhetischen Gesamtkunstwerk bilden elf atemberaubend facettenreiche Kompositionen den Soundtrack für eine interaktive, integrative Erfahrung, in der Gesang, Tanz, Malerei, analoge Instrumentierung und digitale Videokunst verführerisch ineinander greifen. Kunst für alle Sinne.
Musik
Das Herzstück. World Music im besten Sinne des Wortes. In den elf Songs des Albums begegnen einander Musikerinnen und Musiker aus elf Ländern, folgt Gospel auf Balkan Beats, Neo-Soul auf Chanson, zarte Electronica auf French Pop, samtenes Crooning auf frechen Funk. Dabei hat Cleo T., die mittlerweile auch in Prenzlauer Berg wohnt, nach der Zusammenarbeit mit John Parish auf „Songs Of Gold & Shadow“ im römischen Wunderkind Ed Cianfanelli alias Rodion erneut einen spektakulären Produzenten gewonnen. Wie Cleo T. ist der Bach-Liebhaber und Dance-DJ Wahlberliner und der perfekte Partner bei der Unternehmung, musikgeschichtliche Traditionen und den jungen Sound der Stadt zusammenzuführen: Tabla und Oud (vertreten durch den palästinensischen Musiker Adnan Joubran), Charango und Cello, Geige und Tango-Gitarre (beigesteuert vom Argentinier Tomás Gubitsch), alle unter der Hypnose minimalistischer Beats.
Poesie und Malerei
Die Recherche. Kunst als Tür zu unserem inneren Tempel. Für „And Then I Saw A Million Skies Ahead“ fand Cleo T. Inspiration in der Dichtung und in der klassischen Malerei, zwischen Raum und Zeit, entlang der unsichtbaren, ungreifbaren, doch spürbaren ideellen und kunstgeschichtlichen Linien vom griechischen Philosophen Plotin über den russischen Avantgardisten Kasimir Sewerinowitsch Malewitsch und die mexikanische Malerin Frida Kahlo bis zum großen italienischen Denker Pier Paolo Pasolini, deren Werke das Gesamtkunstwerk prägten und sich in ihm reflektiert finden.
Digital Arts
Die Vision. Die Metaphysik des Lichtes. In Zusammenarbeit mit der Künstlerin Maflohé Passedouet, Gründerin des Ensembles Mobilis_Immobilis, entstand eine optische, stets in Wandlung begriffene Interpretation von Cleo T.s Ideen, in der Musik und Bewegung in Lichteffekten aufgenommen und so in einer interaktiven Choreografie sichtbar und greifbar werden, die an biolumineszente Phänomene wie die Polarlichter erinnern. Farbenrausch und Schattentanz – eine Einladung, sein eigenes Licht zu kreieren und es zu verbreiten, um die Welt ein bisschen heller strahlen zu lassen.
Performance
Das Erlebnis. Ein work in progress ohne Ende. In einem bewusst inszenierten Bruch mit einer zentralen Tradition des Theaters findet sich das Publikum im Zentrum des Kunstwerks wieder und wird Teil einer pluri-sensoriellen Erfahrung, zu der auch in Echtzeit kreierte Projektionen gehören. Mithilfe von Infrarot-Kameras, Sensoren und MAX/MSP-Software wandelt sich die Performance, die elektronische und akustische Instrumente kombiniert, Gesang mit Spoken Words-Elementen und Theater vermengt, vom Schaustück zum interaktiven Prozess, blickt das Publikum durch sich selbst über das sinnlich Erlebte hinaus. Auf ein millionenfaches Firmament.
Die Show soll Brücken bauen zwischen der konzeptionellen Vorgehensweise der Kunstwelt und der emotionalen Unmittelbarkeit von Pop. Sie wird für ausgewählte Galerien, Museen und andere Kunsteinrichtungen wie auch für Nightclubs und weitere eher traditionelle Venues stets aufs Neue individuell adaptiert.