17.09.2021
Henning Schmiedt: Piano Diary
Wie vielschichtig, überraschend, ja aufregend dieser Klang sich ausgestaltet, belegt nun „Piano Diary“. Jedes der 16 Stücke verströmt eine eigene Persönlichkeit, zeigt bei aller Schönheit immer auch die Bereitschaft zu Ecken und Kanten auf, spielt mit einer Melodie auf die denkbar kreativste Weise. Apropos „spielen“: Henning Schmiedt spielt auf dieser Platte nicht nur auf, sondern mit dem Instrument, erzeugt durch ungewöhnliche Platzierungen von Mikrophonen oder simple technische Modifikationen Klänge, die man von einem Klavier oder Grand Piano (beides ist auf „Piano Diary“ zu hören) nicht erwarten würde. Darin vollzieht sich eine Begeisterung für Musik, die weit über die unzweifelhafte kompositorische Klasse hinaus geht: Erlaubt ist, was gefällt. Und gefallen kann alles, was einem Stück mehr Charakter verleiht. Vielleicht war sein einzigartig langer Weg, um mit seiner Musik auch in Deutschland endlich zu „landen“, von daher auch genau richtig so: Schmiedt ist eben zunächst physisch wie metaphorisch ein paar mal um die ganze Welt gereist, bevor er mit seinen seltsam-schönen Tagebucheinträgen in seiner persönlichen wie geografischen Heimat ankam.
Mit „Piano Diary“ findet er nun ganz zu sich - und endlich auch zu uns, seinen deutschen Hörern.Bei all dem Facettenreichtum bleibt letztlich die Frage: Was genau benötigt ein Stück, um zu funk- tionieren und Teil seiner „Diary“ zu werden? „Der Titel kommt ja nicht von ungefähr“, erklärt er. „Ich setze mich jeden Morgen ans Klavier und schreibe einen Tagebucheintrag. In meinem Kopf liegt vor mir, wie in einem Tagebuch, ein weißes Blatt Papier, das ich sodann mit meinen Händen auf dem Piano zu beschreiben beginne. Beschrieben wird dabei mein jeweils aktueller Zustand: Wie bin ich heute drauf? Diese Resonanz zu mir selber ist der entscheidende Moment: Wenn ich mich in dem Gespielten selber spüren kann, dann ist das Stück richtig und funktioniert für mich. Wir leben in einer Zeit, wo links und rechts ununterbrochen Ablenkung lauert, wo ständig Impulse von außen an deiner Konzentration zerren. Klavier zu spielen - oder generell: kreativ zu sein - ist für mich der wichtigste Vorgang, um bei mir zu sein.“
Nun teilt Henning Schmiedt dieses Bei-sich-sein mit uns, den (endlich auch deutschen) Hörern, und man kann ihm dafür nur danken. Denn es eröffnet neue klangliche und kompositorische Welten, die bei aller Neuheit sofort vertraut und höchst sinnstiftend in uns eintröpfeln. Vielleicht war sein ein- zigartig langer Weg, um mit seiner Musik auch in Deutschland endlich zu „landen“, von daher auch genau richtig so: Henning Schmiedt ist eben zunächst ebenso physisch wie metaphorisch ein paar mal um die ganze Welt gereist, bevor er mit seinen seltsam-schönen Tagebucheinträgen ganz beisich und in seiner Heimat ankam. Mit „Piano Diary“ findet er nun ganz zu sich - und endlich auch zu uns, seinen deutschen Hörern.