11.04.2014
Jonathan Kluth: Ophelia
Jonathan Kluth wollte seinem ersten Album einen Namen geben, keinen Titel, keine glatte Beschreibung. Ophelia. Euphorisch bis sentimental, unheimlich und trotzig, sphärisch, brachial und leise. Das Debüt des in Berlin lebenden Songwriters hat viele Gesichter und eine unverkennbare Stimme. Elf Songs, die sich freigebissen haben, die einen vereinnahmenden Kreis bilden, der hineinzieht, herumwirbelt und wieder freigibt. Erinnerungen an alte Zeiten und die Faszination neuer Welten wechseln sich ab, von krachendem Rockpathos wie in You Heal Me bis hin zu minimalistisch-kantigen und trotzdem eingängigen Stücken wie Squares führt die Platte des Mittzwanzigers durch einen großen Gefühlskosmos.
Ophelia ist eine musikalische Reflexion von Jonathans persönlicher Entwicklung als Songwriter, in sich geschlossen und energetisch. Mit vier Jahren lernte er auf eigenen Wunsch Geige - und tauscht sie nach einem Jahrzehnt klassischem Unterricht gegen eine E-Gitarre ein. Er schreibt heimlich erste Songs und entdeckt seinen markanten Gitarrenstil, ein wildes Lebensgefühl, das damals wie heute schmettert, Funken sprüht und über die Bühne wirbelt. Der Moderator des ZDFkultur Fernsehformats TV Noir bezeichnete Kluth nicht zu Unrecht als „Saitenmetzger“. Nach seinem Studium in Mannheim und zahlreichen eigenen Tourneen und Konzerten, unter Anderem mit Tina Dico, Matt Corby & Hey Rosetta gelingt es dem jungen Songwriter in der hitzigen Anonymität Berlins, ein Debütalbum zu erschaffen, das die Nähe und Kraft seiner Live Performance ebenso widerspiegelt, wie den Hang zu ausgefallenen Soundexperimenten. Es geht nicht um Perfektion sondern um Echtheit, innen und außen. Die physische Ausgabe des Albums ist mit Fotografien einer analogen Kamera gestaltet, die ihre Magie nicht zuletzt einem Filmfehler zu verdanken haben. Damit entsprechen sie dem Stil der Aufnahmen: Den Großteil des Albums spielten Jonathan und seine Band in zwei Tagen ein, roh, kantig und am Kern der Songs. Herausgekommen ist ein Sound, der mal an große Vorbilder wie Dave Matthews oder John Mayer, mal an Nirvana oder die Foo Fighters erinnert. Heute veröffentlicht Jonathan unter seinem eigenen Label Birdshill Records, gegründet in seiner Heimatstadt Alsfeld.