Konstantin Dupelius:  Lacrimosa For Sarajevo
Release

07.04.2023

Artist

Konstantin Dupelius

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Konstantin Dupelius: Lacrimosa For Sarajevo

"Sarajevo ist meine absolute Lieblingsstadt. Keine andere Stadt hat mir bisher dasselbe Gefühl von Liebe, Energie, Schönheit und Verrücktheit vermitteln können. Jedes Jahr muss ich dort hin, wenigstens um meine Sarajevo-Batterien aufzuladen, und um weiter einzutauchen in die vielen Geschichten, Kultur, Musik und Natur in und rings um die Stadt.

Aber wenn ich an Sarajevo denke, denke ich auch an die Traurigkeit die über dieser Stadt wie eine Wolke der Depression liegt. An die Frustration meiner Sarajevaner, die jedes Jahr berichten, es würde immer noch schlimmer. An die nicht aufhörende Abwanderung ins Ausland, die ökonomische Stagnation und an die segregationistische, nationalistische Politik, die diese Stadt und das gesamte Land Bosnien-Herzegowina seit mehr als 30 Jahren zerstört.

Meine Komposition LACRIMOSA FOR SARAJEVO ist Ausdruck dieser Traurigkeit, der Träne, die ich stets für Sarajevo weinen muss. Für eine Stadt voller Kultur, Lebendigkeit und Verrücktheit, in der aus jeder Straßenecke ein süßer Saft voller Kreativität, Interkulturalität und Inspiration quillt, der seit 30 Jahren aber von menschenfeindlichen Ideologien vergiftet wird. Es ist eine Träne für alle meine Freunde und Kollegen in dieser Stadt, die ihr Potenzial und das Potenzial der Stadt nicht voll erleben dürfen und vielleicht auf lange Sicht nie erleben werden. Und es ist eine Träne für alle, die im Krieg und der fast 4 Jahre langen Belagerung der Stadt zwischen 1992 und 1995 ihr Leben, ihre Familienmitglieder, ihre Freunde und das Vertrauen in die Menschheit verloren haben.

Als ich 2017/18 wegen eines Musiktheaterprojekts auf Recherche nach Bosnien reiste, erzählte mir der Professor für elektronische Musik der Musikakademie in Sarajevo, dass sein bis heute bewegendstes Konzerterlebnis das Konzert war, das das Philharmonische Orchester von Sarajevo 1994 während des Krieges in der bereits zerstörten Vjećnica, dem heutigen Rathaus von Sarajevo, unter der Leitung von Zubin Metha spielte. Auf dem Programm stand Mozarts Requiem. Es war für ihn nicht deshalb so bewegend, weil die musikalische und interpretatorische Qualität des Konzerts besonders hoch gewesen sei, nein, weil trotz und während des Krieges, während der Belagerung der Stadt, das Bedürfnis nach Kunst, nach Musik, nach Zusammenkunft und Erleben von Gemeinschaft so hoch war, dass Ereignisse wie dieses Konzert alles andere bis heute überschatten. Ganz ähnlich erzählen es mir auch meine Freunde und Kollegen aus der Stadt, dass die Konzerte und Parties während der Belagerung Sarajevos, egal ob Punk, Klassik oder Theater, die intensivsten Erlebnisse ihres Lebens waren.

Inspiriert von diesen Gesprächen und von Mozarts Requiem habe ich LACRIMOSA FOR SARAJEVO Anfang 2018 zunächst im artistic research unseres Theaterprojekts in Südtirol komponiert, und dann mit meinem Freund Nedim Zlatar, Schlagzeuger und Produzent aus Sarajevo, in Sarajevo ausproduziert und vollendet. Die Klaviermelodie ist ein Zitat aus dem Lacrimosa aus Mozarts Requiem, das ich reharmonisiert habe und anhand dessen ich frei über die neuen Harmonien improvisiere. Der zweite Teil der Komposition basiert auf demselben Material, diesmal aber mit der Unterstützung von Nedim Zlatar am Schlagzeug, der die Träne für Sarajevo bis zum dramatischen Schrei steigert. Es ist bis heute die Komposition, mit der ich mich am Meisten identifiziere, weshalb ich mich auch dazu entschieden habe, ein Musikvideo zu drehen - und das musste natürlich in Sarajevo passieren."

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