Marius Müller-Westernhagen:  Alphatier
Release

25.04.2014

Labelservice, Management

Marius Müller-Westernhagen: Alphatier

Mit „Alphatier“ legt Marius Müller-Westernhagen sein insgesamt 19. Studioalbum vor. Das in Südafrika, New York und Berlin entstandene Werk ist nicht weniger als die Quintessenz einer einmaligen Karriere.

In einer langen Karriere, das gehört selbstverständlich dazu, durchläuft man verschiedene Phasen, die einen prägen – und schließlich zu dem machen, der man am Ende ist. Kaum einer weiß das besser als Marius Müller-Westernhagen: Er war der junge, aufstrebende vom Lob der Kritiker verwöhnte Charakterdarsteller und Deutschrock-Pionier, den man vor allem als Schauspieler kannte. Dann spielte er den straßenverhafteten Kumpeltyp Theo Gromberg aus dem Rhuhrgebiet, mit dem sich eine ganze Generation identifizierte. Parallel durfte Westernhagen, der mit der Albumtrilogie „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, „Sekt oder Selters“ und „Stinker“ den Zeitgeist und die Befindlichkeiten der Menschen einfing, eine erste, wahnwitzige Hochphase seiner Karriere erleben – oder wie er sagen würde: erleiden. Anschließend nahm sich unser Held eine Weile lang ein wenig zurück. Er experimentierte mit Synthesizern und neuen Einflüssen, auf Kosten des großen Erfolges, der aber ohnehin nie seine Antriebsfeder war. Die kommerziell erfolgreichste Phase lag damals indes noch vor ihm: Die Neunzigerjahre mit ihren zahlreichen Hits, den übervollen Stadien. Marius Müller-Westernhagen wurde zum Volkssänger, zum Dompteur der Massen – und schließlich zum Mann für alle, der erste deutsche Megastar.

Als er sich 1999 ganz bewusst von der Gigantomie der Stadionkonzerte

verabschiedete und den „Rock-God“ nicht mehr spielen wollte, entsetzte das die Branche. Wieder reflektierte er das Geschehene und erfand sich neu. Gemeinsam mit seinem amerikanischen Co-Produzenten Kevin Bents veröffentlichte er in den ersten Jahren der Nullerjahre das Album „In Den Wahnsinn“, ein durch die Terroranschläge des elften Septembers inspiriertes, von der Kritik kontrovers aufgenommenes Werk. Darauf folgte mit „Nahaufnahme“ ein eher nachdenkliches, nach innen gekehrtes Werk, ehe er sich mit neuem Management komplett anders positionierte. Auf dem Album „Williamsburg“, vor allem aber auf den dazugehörigen Konzerten, besann sich Marius Müller-Westernhagen auf seine Kerntugenden. Er, der in seiner Jugend nächtelang in verschwitzten Kellern dem Blues und frühen Rock’n’Roll gehuldigt hatte, arbeitete nun mit Mitgliedern der Crème de la Crème der amerikanischen Rockmusik zusammen und wurde wieder zu jenem „Sänger in ’ner Rock’n’Roll-Band“, den er viele Jahre zuvor in einem seiner größten Hits, „Mit 18“, skizziert hatte – nur reifer, erwachsener und musikalisch

originär.

Man muss sich diese reichhaltige, von Niederlagen und Siegen und viel Erfahrung geprägte Laufbahn, die zu den ganz großen Rock’n’Roll-Geschichten dieser Republik zählt, noch mal in Erinnerung rufen, um wirklich zu verstehen, worin das besondere Element von Westernhagens 19. Studioalbum „Alphatier“ liegt. Denn auf dieser Platte fließt schließlich alles zusammen, was Marius Müller-Westernhagens Arbeit als Songschreiber und Entertainer stets ausgemacht hat: Die zarte Individualität des Frühwerks, die ungehobelte Rock’n’Roll-Aufsässigkeit des Pfefferminz-Prinzen, die neugierige Experimentierfreude der späten Achtziger sowie die große Geste seiner Megastar-Phase – gepaart mit der superben Musikalität der vergangenen Jahre.

Diese Musikalität, Spielfreude und Hingabe von Westernhagen und seinen Musikern hört man unmittelbar den ersten Akkorden des Openers „Hereinspaziert, Hereinspaziert“, vor allem aber dem Titelsong „Alphatier“ an: Ein grandioser Auftakt, der derart hingerotzt und räudig-jaulend klingt, als wäre die Platte 1972 in einem Keller in Detroit aufgenommen worden. Zu einem an Jimi Hendrix’ Klassiker „Voodoo Chile“ erinnernden Wahnsinnsriff ächzt, stöhnt und juchzt Marius besser denn je. Nicht ohne eine gehörige Portion Selbstironie singt er: „Folge mir, ich bin ein Alphatier / Alphatiere können nicht verlieren.“

Begonnen hatte die Geschichte von „Alphatier“ im Winter 2012 in Westernhagens südafrikanischem Winterdomizil. Dort schrieb er die Musik und die Texte für das „Alphatier“, formulierte erste Gedanken – und stellte bald fest, dass ihn seine Kreativität wie von selbst zu immer neuen Ufern trieb. „In meinem Leben passieren immer wieder Dinge, aus denen sich plötzlich die Dringlichkeit ergibt, sich zu ihnen in Form von Songs äußern zu müssen“, sagt er. Auch ohne detaillierte Kenntnis dieser Dinge wird beim Hören der neuen Songs schnell klar, dass Marius Müller- Westernhagen sich in den letzten beiden Jahren in einer besonders goldenen Phase befand, wie sie auch in einem Künstlerleben nicht alltäglich ist

Als Marius genug Songs für sein „Alphatier“ komponiert und getextet hatte, bat er seinen Co- Produzenten und seinen Ingenieur nach Südafrika, um gemeinsam an einigen Demos zu arbeiten. Nachdem diese Demos fertig waren, traf man sich mit dem Rest der Band in New York im Übungsraum, um optimal vorbereitet im Studio das „Alphatier“ so weit wie irgendwie möglich live einzuspielen. Dort, im Magic Shop zu New York, wurde relativ schnell klar, dass das Unterfangen „Alphatier“ von Beginn an unter einem guten Stern stand. Nur wenige Tage vor der Ankunft der Marius-Equipe hatte ein weiterer prominenter Gast die Arbeit an seinem neuen Album abgeschlossen: Das Studio war noch durchdrungen vom Geiste David Bowies, der im Magic Shop sein unerwartetes Comeback aufgenommen hatte. Bei weitem nicht der einzige Stargast: „Nach ein paar Tagen stand auf einmal Dave Grohl im Studio“, erinnert sich Westernhagen . „Er wollte sich eigentlich nur das Studio angucken, blieb dann aber doch eine ganze Weile und wollte dann auch hören, was wir so machen, völlig unprätentiös und kollegial. Die wirklich Großen müssen halt nicht ihr Ego vor sich hertragen.“

Eine Umschreibung, die für Marius Müller-Westernhagen selbst erst recht gilt. Ihm zur Seite stand einmal mehr die Kernbesetzung seiner seit einigen Jahren bewährten Band: der Schlagzeuger Aaron Comess von den Spin Doctors sowie Brad Rice (Guitar) und John Conte (Bass). Und natürlich Co-Produzent Kevin Bents (Guitar & Keyboards). „Dass ich mit solchen Leuten arbeiten durfte wie bei „Williamsburg“ und „Hottentottenmusik“, hätte ich mir vor zehn Jahren noch gar nicht vorstellen können“, hat Westernhagen vor zwei Jahren gesagt. Alles andere als ein Lippenbekenntnis: „Wenn du unseren E-Mailverkehr liest, dann liest sich das fast wie Liebesbriefe“, erzählt er lachend. Und diese verschworene Gemeinschaft hört man dem fertigen Album nicht nur an, sie war die wichtigste Basis für das Gelingen von „Alphatier“. Jede Note dieses Albums ist von der enormen Spielfreude einer bestens eingespielten Band ohne Netz und doppelten Boden durchdrungen.

Bliebe es bei den gelungenen Aufnahmen, der Musikalität dieser Band oder der großen Freundschaft der Musiker untereinander, ergäbe das eine gute, vielleicht eine sehr gute Westernhagen-Platte. Dass „Alphatier“ jedoch ein herausragendes Album geworden ist, das auch in diesem an Höhepunkten reichen Katalog seinesgleichen sucht, hat noch andere Gründe. So auf den Punkt, so frisch und voller Intensität und Dringlichkeit wirkte Westernhagen schon lange nicht mehr, vielleicht sogar noch nie. In den vergangenen Jahren hatte man oft das Gefühl, dass er die Dinge nur noch von außen wahrnimmt und sich in seiner Nische am wohlsten fühlt. Aber vielleicht war gerade das die ideale Voraussetzung, um die Kraft und die Themen für „Alphatier“ schöpfen zu können. Weil man die Dinge mit Abstand stets am besten bewerten kann. Jedenfalls tritt Westernhagen mit diesem Album zurück ins Licht. Man merkt: Dieser Mann hat etwas zu sagen, und er will es auch wieder sagen. Deutlich, laut, grell und teilweise wütend.

Marius Müller-Westernhagen selbst bezeichnet „Alphatier“ als

„eine Befreiungsplatte. Von allen Konventionen, von allem, was festgefahren ist und von allen Abhängigkeiten.“ In jedem Fall ist „Alphatier“ die Platte geworden, auf die vermutlich viele Fans noch einmal gehofft haben. Das eine Album, das schließlich die vorläufige Quintessenz dieser Karriere ist – und das er ohne all die oben beschriebenen Erfahrungen nicht hätte machen können.

Das zentrale Stück des Albums ist das programmatisch betitelte „Liebe (um der Freiheit willen)“. Ein groß gedachter, getragener Jahrzehntsong, der die ganze künstlerische Dimension dieses Projekts abbildet. Westernhagen fordert in einem wahnwitzigen Crescendo: „Brüder, Schwestern, verbrennt das ewige Gestern / Freiheit für alle Rassen, für alle Kulturen / Für die Medien, für die Kunst / Für die Junkies, für die Huren / Für die Lesben, für die Schwulen / Für die Frauen, für unsere Kinder.“

Nicht nur dieser Song hat das Potenzial, an Westernhagens größte Erfolge anknüpfen zu können. „Engel, ich weiß“ etwa ist eine dieser ganz großen, schmachtenden Liebesballaden, wie sie nur dieser Mann beherrscht. Ähnliches gilt für „Wahre Liebe“. Das groovedurchtränkte „Verzeih“, der klassische Marius-Rocker „Was ich will, bist du“, das von indischen Tabla-Rhytmen getriebene „Keine Macht“ – man könnte die Aufzählung ewig fortsetzen, Schwachstellen sind nicht auszumachen.

Was also ist das Geheimnis einer langen Karriere mit Höhen und Tiefen, Licht und Schatten? Marius Müller-Westernhagen hat mit „Alphatier“ die Antwort gegeben: die Liebe zur Musik und die Möglichkeit, diese Liebe eins zu eins zu vermitteln.

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