Sturm
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05.10.2018

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Sturm

„Dichter & Denker“

Deutschland galt einst als das Land der Dichter und Denker – doch wenn man sich heute so umguckt, fragt man sich manchmal, wo all die Dichter und Denker geblieben sind. „Deutschland hat auf jeden Fall eine coole Tradition mit den krassen Gedichten. Das war damals eine hochkulturelle Zeit und vom Niveau definitiv besser als heute. Aber es ist halt nicht mehr cool. Wer liest heute noch Gedichte?“, sagt Rapper Orpheo. „Mit Rap kannst du das gleiche sprachliche Niveau haben, aber es passt trotzdem in die moderne Zeit.“ Deswegen hat Orpheo, der seinen Künstlernamen in Anlehnung an den Sänger und Dichter Orpheus aus der griechischen Mythologie gewählt hat, seine neue EP einfach mal „Dichter & Denker“ genannt. Ganz schön selbstbewusst. Aber wo er Recht hat, hat er Recht. Doch der Reihe nach.

Orpheo, dessen bürgerlicher Name hier nichts zur Sache tut, ist in Kiel aufgewachsen und hat schon mit elf Jahren erste Songs geschrieben. „Wenn man das Songs nennen kann“, lacht er. „Ich habe einfach das Headset genommen, das ich vom Counter-Strike spielen hatte, habe meinen Gesang aufgenommen und dann einen Beat drunter gelegt. Das klang natürlich grauenvoll. Aber wenn du einen Song schreibst und kreativ bist, kommt das aus dem Unterbewusstsein. Und ich habe schnell gemerkt, dass es mir irgendwie leichtfiel, die Sachen einfach so rauszuhauen.“ Inspiriert von Künstlern wie Sido und Prinz Pi, aber auch dem Label Aggro Berlin und koreanischem Rap, feilte er an seiner Kunst. „Wobei es für mich fast eher um das Schreiben ging, also um die Texte, als um die Musik.“

Wer sich mit Orpheo unterhält, merkt schnell, dass sein Kopf voller Ideen ist. Und sein Leben voller Wiedersprüche und unerwarteter Wendungen. Aufenthalte in Kanada und Frankreich ließen ihn erkennen, welchen großen Reiz das Neue haben kann – und vergessen, dass er dafür sein gewohntes Umfeld hinter sich lassen musste. Er kann von einer abgebrochenen Model-Karriere in Korea berichten und von waghalsigen Aktionen als Sprayer. Er sagt von sich selbst aber auch, dass er ein Nerd sei. Was irgendwie stimmt und auch nicht. Doch bei allen Widersprüchen und Gegensätzen, die Orpheo ausmachen: Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er es durch. „Ich habe mich immer reingehängt, neue Sounds gemacht, wieder und wieder Leute genervt“, sagt er. Seine erste EP „Du bist durch“ erschien 2016 direkt im Vertrieb von Universal und mit „Mit dir ist jede Stadt New York“ landete Orpheo umgehend in den Spotify Viral Charts.

Auf seiner zweiten EP „Dichter & Denker“ hebt er seinen poetischen Rap nun auf ein neues Level. Große Themen gibt Orpheo in einer einzigartigen Art und Weise wieder. Superb produzierte Beats treffen auf ein virtuoses Spiel mit Stilmitteln und Worten. Da wird Kintsukuroi, eine japanische Reparaturmethode für Keramik, schon mal zu einer Metapher für eine Beziehung, die durch Streit wächst. „Ich habe sehr viel mit Stilmitteln gearbeitet, die man sonst eher in Gedichten findet“, so Orpheo. „Auch das Wording ist ungewöhnlich. Ich habe mir Gedichte von Goethe angeguckt, Zitate von Schiller und Gandhi genommen, alles in einen Topf geworfen, dreimal umgerührt und dann funktionierte es.“

Ein gutes Beispiel ist die nachdenkliche Single „Sturm“. Der Sturm dient darin als Metapher für das Leben – und taucht in jeder Zeile auf. Wozu kleckern, wenn man klotzen kann? Mit dem Stück verarbeitet Orpheo eine turbulente Zeit in seinem Leben. In „Wimpern“ hingegen, einer Nummer zwischen Rap und Pop, geht es um Wünsche und all das, woran Menschen sich in der Hoffnung an deren Erfüllung klammern. „Ich reiße mir die Wimpern aus, weil ich ein paar Wünsche braucht“, heißt es in dessen eingängigem Refrain. Muss mal auch erst mal drauf kommen. Dass er aber auch anders kann, beweist Orpheo mit „Pyromanin“ – ein unbeschwerter Song mit dezentem Dancehall-Vibe, dessen Video nicht zuletzt dank des darin auftauchenden Batmobils mit ziemlicher Sicherheit viral gehen dürfte.

Am Ende von „Dichter & Denker“ ist klar: Es gibt in Deutschland keinen anderen Rapper, der klingt wie Orpheo. Man kann seine Musik durchaus als Gegenentwurf zu dem, was sonst so die Charts dominiert, betrachten. „Aber nicht mit dem Zeigefinger“, besteht er. „Ich finde die meisten anderen Rapper ziemlich cool und bin der Meinung, dass gerade eine gute Zeit für HipHop ist. Aber was man mit Reimen und Metaphern machen kann, ist noch lange nicht ausgereizt.“ Orpheo ist der Beweis: Es gibt hierzulande doch noch Dichter und Denker.

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