PA69:  Bushalte-Boogie
Release

29.03.2024

Artist

PA69

Verlag

PA69: Bushalte-Boogie

PA69 – man spricht das “PA” englisch und das “69” deutsch – sind eine Rap-Formation aus Berlin. Über die Identität der drei rosa maskierten Rapper DJ DOPE, Rabatto und Turbogianni ist wenig bis überhaupt nichts bekannt. Als gesichert gilt das Aufwachsen im Speckgürtel Berlins und in der nordostdeutschen Provinz. Weitere Gerüchte hinsichtlich der Identität der drei Mitglieder (Basketball-Jugendtrainer, Kampftaucher, Guide-Michelin-Koch, Hochzeits-DJ, Doktor der Rechte oder Freestyle-King) und der Bedeutung des Kürzels PA69 lassen sich nicht zweifelsfrei bestätigen. Nun fasst das Trio auf ihrem am 29. März erstmals auch auf Vinyl erscheinenden Tape “Bushalte-Boogie” alle Singles zusammen, die im Laufe des letzten Jahres erschienen sind.

Ihr erstes Tape, das „Tape Nr. Zwei“, veröffentlichten PA69 bereits im Jahr 2020. Kurz darauf wird „Kingmische“ zum ersten veritablen Underground-Hit. Auf die ersten Konzerte auf Goa-Open-Airs und in Berliner Kneipenkellern folgt nach dem Release von “Biertornado” 2023 eine eigene Tour in ausverkauften Clubs. Zum Tape-Release im März gastiert die Band im bereits seit Monaten ausverkauften SO36. Ende des Jahres geht es dann ins noch einmal deutlich größere Astra Kulturhaus. Mittlerweile ziehen PA69 aber auch weit über die Berliner Stadtgrenzen hinweg ein äußerst diverses Publikum an und spielen beispielsweise ausverkaufte Shows in Rostock, Dortmund oder Hannover und auf Festivals wie dem Spektrum, dem Pangea oder auf diversen Techno-Festivals. Sprich: So langsam kommt niemand mehr an dem Phänomen PA69 vorbei.

Dass die Personen hinter PA69 so schwer zu fassen sind, gibt den drei Rappern die ungeheure Freiheit, mühelos in die verschiedensten Rollen zu schlüpfen. Textlich wird hier mit Antistyles und abseitigen Referenzwelten gearbeitet, je skurriler desto besser. Während es also bei anderen Akteuren in der Musikszene um Coolness, Härte und Reichtum geht, geben sich die Rapper betont uncool. PA69 kokettieren gerade mit dem, worauf andere abschätzig schauen: das Leben in der Provinz, Fingerboards, gefälschte Luxus-Uhren oder Supermarkt-Treuepunkte. Kurzum: PA69 sind Meister der „ironisch-dadaistische Verdrehung“ (Alex Barbian).

PA69 transportieren in ihrem euphorisch-parolenhaften Rap aber auch ein berauscht-hedonistisches Lebensgefühl und lassen sich damit dem Kosmos des aktuell von so verschiedenen Künstler*innen wie Teuterekordz, BHZ, Ikkimel oder $ONO$ CLIQ geprägten Berliner „Atzen-Raps“ zuordnen. Dabei sind die Einflüsse bestimmter, insbesondere Berliner, Rap-Größen nicht zu überhören – man fühlt sich immer wieder an das K.IZ. Promo-Album, DJ Reckless, Corus86 oder die Atzen beziehungsweise Frauenarzt und Manny Marc erinnert. Textlich treten PA69 aber nie nach unten. Punchlines richten sich – anders als noch immer im deutschen Rap üblich – weder gegen Frauen noch gegen Minderheiten.

Auch die Songs auf dem neuen Tape “Bushalte-Boogie” bestechen durch die ironisch-wahnwitzige Glorifizierung des vermeintlichen Verlierer- und Außenseitertums. Denn dort, wo es nichts gibt und der Bus nur zweimal am Tag hält, muss man eben alles selber machen. Dieser Punk-Gestus trägt sich über alle 10 Songs des Tapes und liefert so den Soundtrack für einen schönen, entspannten Tag an der Haltestelle - mit JBL-Box, alkoholischen Mischgetränken und den Atzen. Das Soundbild changiert zwischen schnelleren Beats mit Trance-Anleihen, härterem Trap, fast schon ins schlagerhafte gehenden Rummelplatz-Instrumentals bis hin zu Arrangements, die nach Neuer Deutscher Welle klingen – wie etwa auf “Breakdancer Girl”. Der Song “Arbeitslos” lässt sich als eine Hymne gegen den Neoliberalismus verstehen, quasi “Klassenkampf” mit Bierchen in der Hand. “Tropical Island” feiert das gleichnamige überkuppelte Ferienressort im Berliner Speckgürtel als utopischen Ferienregressionstraum, – “denn auch ein echter Atze muss mal Seele baumeln lassen”. In “Löwe von Kleinmachnow” wiederum geht es um die Lebensrealität halbstarker Vorstadtbewohner, die ihre innere Raubkatze wecken. Im pragmatisch betitelten “Saufn” kommt Longus Mongus (bekannt von der Rap-Formation BHZ) zum Buchstabieren vorbei (“S-A-U-F-N”) und erschafft zusammen mit PA69 eine weitere große Hymne auf den König Alkohol.

In “Tankrabatt” - mit den Atzen der Gruppe Teuterekordz - geht es mit vollen Tanks durch Brandenburg getreu dem “Lebensmotto Tankrabatt”. Letzten Sommer sollten PA69 gemeinsam mit eben jenen Teuterekordz auf einem Moto-Cross-Festival in der Nähe von Magdeburg spielen. In letzter Minute stellten sich Teile des dortigen Line-Ups als Neo-Nazi-”Volkstekk” heraus, beide Gruppen sagten ihre Auftritte umgehend ab, veröffentlichten ein vielbeachtetes Statement und spielten stattdessen einen Auftritt auf der Gegendemonstration zum an eben jenem Wochenende stattfindenden AFD-Bundesparteitag in Magdeburg. Auch wenn keiner der Texte von PA69 explizit politisch ist, ist ihre Haltung dennoch klar. Die drei Rapper füllen insoweit “Konzertsäle, ganz ohne sexistische und diskriminierende Parolen”. Bei aller kollektiven Extase ist es der Gruppe besonders wichtig, dass die Konzerte einen geschützten Raum für alle Konzertbesucher*innen bieten.

Live liefern PA69 dabei eine besondere, energiegeladene Show. Immer mit von der Partie: ein Animateur in Sonnenkostüm, Anheizer und Vortänzer in einer Person, sorgsam arrangierte Intros aus popkulturellen Versatzstücken, ein Laufband und der größte auf dem freien Markt erhältliche Böller. Genauso hervorstechend wie die Konzerte sind die Artworks des Künstlers Petersilius Zwackelmann, die so gar nichts mit typischen Rap-Artworks zu tun haben. Als Freund der Band kümmert sich dieser exklusiv um die Gestaltung aller visuellen Veröffentlichung der Band, seien es Cover, Plakate oder Grafiken. Die Beats werden, wie auch auf “Bushalte-Boogie”, zu ganz überwiegenden Teilen von DJ DOPE selbst produziert, was zu der ganz eigenen Klangästhetik der Gruppe beiträgt.

Dass die Formation PA69 etwas besonders ist, haben inzwischen auch die Qualitätsmedien verstanden: Für die Berliner Zeitung machen die“garantiert noch nie gehörten, kreativen Rap-Zeilen“ der Band “unglaublich viel Spass“ obgleich es sich “bei Weitem um kein reines Spaßprojekt” handele. Für den Tagesspiegel gehört das “Stimmungsphänomen PA69” bereits jetzt zu einem der spannendsten Newcomer des Jahres 2024.

Als nächstes steht der Festivalsommer ins Haus, danach die Arbeit an einem Debütalbum. PA69 bezeichnen ihre Musik immer wieder selbst als Conscious-Rap für Bewusstlose. Ob das wirklich alles einen Sinn ergibt und klüger macht? Verdammt gute Laune macht es allemal!

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