28.11.2013
The Bianca Story: DIGGER
Live sind sie ein packendes Erlebnis, eine musikalische Wucht mit grossen Melodien und zarten wie auch überbordenden Momenten, die im internationalen Musikzirkus ihresgleichen suchen: Willkommen in der Welt von The bianca Story. Hier werden gängige Konventionen nur allzu gerne mit Füssen getreten um daraus mitreissende Songs in bezaubernder Menschenliebe zu schaffen. Mit ihrem Album „Coming Home“ und einer Live-Präsenz, die keine Emotion unberührt lässt, hat das Basler-Kollektiv auf seinen letztjährigen Tourneen reichlich offene Kinnladen hinterlassen. Nun ist es Zeit für den mit Spannung erwarteten nächsten Studiostreich.
The bianca Story, das ist die Band, deren Geschichte immer wieder neu geschrieben wird. Bianca steht für das weisse Blatt Papier, das leere Notizbuch – und entsprechend folgt auf jede Errungenschaft ein Neubeginn. Die Band dürstet nach fortlaufender Überarbeitung ihrer eigenen Geschichte und ist indes willig, neue Idee willkommen zu heissen. Und so wird heuer, mittlerweile mit einem Bein in der Spreemetropole weilend, ein neues Kapitel aufgeschlagen. Songs entstehen, verrückte Ideen werden in die Wirklichkeit katapultiert: „Digger“ heisst die neue Scheibe von The bianca Story. Die Zukunft muss noch geschrieben werden. Was erzählt die Geschichte bis anhin?
Eingeweihte erinnern sich: Vor vier Jahren reiben sich zahlreiche Musikfans und -kritiker die Augen, als eine bis dahin unbekannte Band es schafft, ihre EP als Unikat mit den bescheidenen Massen von 2x2x2 Meter für 10'000 Franken auf einer Kunstauktion zu versteigern. Die Szene horcht auf und Vermarktungsstrategen machen ein grosses Häkchen auf der Liste der alternativen Musikmodelle.
Für die aus der Kunstmetropole Basel stammende Truppe ordnet sich alles der künstlerischen Innovation unter. Musik steht dabei natürlich an erster Stelle. Doch neben dem eigens hergestellten New Wave Of Rock ’n’ Roll-Button kleben noch diverse andere Hinweisschilder an der bandeigenen Proberaumtür. So kommen Freunde aussergewöhnlicher Kunstformverschmelzungen bei The bianca Story-Konzerten voll auf ihre Kosten. Hier ist alles erlaubt! Und so liegen sich die beiden Stimmgewalten Elia Rediger und Anna Waibel oftmals inmitten des Publikums in den Armen und sorgen dafür, dass niemand die Konzerthallen ohne ein Dauergrinsen im Gesicht verlässt.
Alles wächst. Alles blüht, bis ein bandinterner Trauerfall den fünf emsigen Musiktüftlern zeigt, wie zerbrechlich alles sein kann. Doch wo Schatten fällt, da ist auch Licht. Und so gräbt sich The bianca Story mit Hilfe ihres Labels Motor und ungebrochenem kreativen Tatendrang wieder zurück ins Freie: Mit ihrem Erfolgsalbum „Coming Home“ schlägt sich die Band wieder zurück nach oben und in die Öffentlichkeit. Das Geschehene wird auf der neuen Platte wie auch im Musiktheater „M & The Acid Monks“, das zusammen mit Regisseur Daniel Pfluger entstand, verarbeitet. Letzteres spielt die Band zweimal vor ausverkauften Rängen in der Deutschen Oper. Abermals flattern weisse Blätter vom Himmel.
Während sich die Band auf ihrem Album „Coming Home“ in England mit dem Begriff der Heimat auseinandersetzte, graben sich die fünf mit dem neuen Material auf „Digger“ ins Freie. Soundmässig wird abgespeckt und das Quintett buddelt in den Tiefen der erdigen Klänge. Unübliche Schlaginstrumente kommen zum Einsatz; die Duette zwischen Anna und Elia werden fragiler. Die Texte gewinnen an Tiefe. Ein paar unverzeihliche Ohrwürmer entstehen, während sich The bianca Story im Studio von Bonaparte ihren neuen Songs hingibt. Auf „Digger“ präsentieren sie letztlich 12 Songs, wummernd wie auch zerbrechlich, beeindruckend getragen vom musikalischen Rückgrad durch Joël Fonsegrive am Bass, Fabian Chiquet an den Keys und Drummer Lorenz Hunziker.
Derweil schwärmt ihr Ruf in die virale Welt hinaus. Der Clip zum Song „Dancing People Are Never Wrong“ (Jan Blomquist-Live@Fusion-Remix) knackt auf Youtube gar die 300.000-Klick-Schallmauer. Da klatscht selbst Mastermind Dieter Meier begeistert in die Hände und entert voller Euphorie die Gesangskabine. Die Spannung steigt. „Would you like to go and see a brutal boxing fight? Would you like to see strong men die? Would you pay for this? Would you pay for that? What's so interesting in seeing men cry? Would you sell your life for a cembalo? Would you eat an eskimos last fish?“
Fragen über Fragen. Wer Antworten will, der kann ab September 2013 seinen eigenen Beitrag leisten. Denn mit der Veröffentlichung des neuen Albums beweisen The bianca Story erneut ihren Spürsinn für Innovation: Direkt und fernab von gängigen Konventionen. Weisse Seiten gibt es unzählige, und die Art und Weise, wie sie ihr neues Album veröffentlichen, zeigt eines ganz klar: Diese Band akzeptiert fast alles. Nur keine Grenzen.