24.02.2012
Soap
Ein paar Takte, ein paar Songs, ein Album später ist jegliche Müdigkeit nur noch eine
groteske Erinnerung.
The Kabeedies machen Pop, der sich wie Starthilfe anfühlt. Und dabei aber auf langer
Strecke nichts an Substanz einbüßt.
Ineinander gepoltert sind die drei Jungs und das Mädchen im Jahr 2007, irgendwo zwischen
Schule, College, MySpace und dem existenziellen Bock, Musik zu machen, zu der man aber
sowas von tanzen kann.
Ihre ersten Gigs waren dann auch nicht weniger als der Anti-Pink-Floyd: In 20-Minuten-Sets
(nicht Songs!) tauchten sie auf den umliegenden Bühnen ihrer Heimatstadt Norwich im Osten
Englands auf und sprengten in all ihrer energetischen Pop-Kompaktheit schnell den Rahmen
der hiesigen Szene.
Es folgten Einladungen zu den großen britischen Festivals (Glastonbury und Co.) und für
Live-Sessions bei der BBC 1. Damit treten The Kabeedies in die Fußstapfen einiger ihrer
größten Lieblingsacts, wie The Orange Juice, The Smiths, The White Stripes und Blur.
Unter dem Banner des ersten Albums "Rumpus" (in England 2009, in Deutschland mit einer
Verzögerung von einem Jahr erschienen) fand die in ihrer Heimat so heiß gehandelt und
euphorisch betanzte Band auch erstmals Zeit hiesige Bühnen anzuwählen. Zusammen mit
ihrem smarten Geheimtipp-Status gelang es ihnen dabei ohne Mühe, einen legendären Gig
auf dem Hamburger Dockville-Festival aufzufahren. Erst nach drei Zugaben ließ das
Publikum sie gehen.
"Großen Spaß hatten wir in Hamburg vor allem auch, als wir über die Dächer der
Wohnwägen auf dem Gelände liefen und uns als Teile der Festival-Crew ausgaben."
Und noch so einiges ist dieser außergewöhnlichen Band innerhalb kurzer Zeit widerfahren.
Zum Beispiel dass ihr eingangs erwähnter markiger Songschnipsel, aus dem Stück "Come
On", die Microsoft-Kampagnge weltweit aufputschte. Aber auch Touren und Konzerte mit
unter anderen Darwin Deez, Hurts, Everything Everything und CSS.
Frühjahr 2012 erscheint nun mit "Soap" das zweite Album. Behalten haben sie sich darauf
ihre juvenile Power, den hintersinnigen Pop, der dabei voll Stoff nach vorne zieht und auf
dem Cover gleich auch wieder mit der kleinen Kabeedies-Trademark aufwartet: Hysterische
Tanzmoves aus dem frühen letzten Jahrhundert (eins ihrer zappeligsten Stücke im Set
huldigt ja dem "Jitterbug").
"Soap" klingt dabei allerdings noch mal ausgefeilter, noch konzentrierter, noch pointierter. An
dieser Band und ihrer skrupellosen, entfesselten Mischung aus P!O!P!, Afrobeat, Post-Punk,
Rockabilly-Moves und breitem Grinsen führt kein Weg vorbei. Außer vielleicht man will
einfach keine gute Zeit haben...
- Linus Volkmann