
RIKU RAJAMAA
Wenn jemand aus den gut gehüteten Backstagebereichen des europäischen Musikzirkus plaudern kann, dann Riku Rajamaa. Der finnische Ausnahmemusiker gehört in seiner Heimat längst zur ersten Liga der Szene und war von 2007 bis zur finalen Tour festes Mitglied von Sunrise Avenue. In den Jahren mit der Band um Samu Haber hat Riku Rajamaa unzählige ausverkaufte Headliner-Shows gespielt, reihenweise ECHOs und andere Preise abgeräumt und an etlichen Gold- und Platinreleases mitgewirkt. Eine Reise, nach der sich manche vielleicht schon zur Ruhe setzen. Für Rajamaa aber waren Hits nie das Ziel: „Ich liebe, was ich tue und ich werde es immer tun – egal, wer zuhört. Ich bin dankbar für das, was ich erleben durfte, aber für mich geht es immer um Musik.“
Dass das begehrte Celebrity-Becken bisweilen kühl werden kann, wissen wir aus Headlines und Dokus. Rajamaa hat die Höhen und Tiefen von seiner Position auf den größten Bühnen aus erlebt und in seiner Musik immer eine Zuflucht gefunden. Zum Beispiel als er im Kindesalter mit Mutter, Stiefvater und Geschwistern von Helsinki ins ländliche Karjaa verpflanzt wird und lange mit einem regelrechten Kulturschock zu kämpfen hat – oder als die Mutter nach acht Jahren zurück in die Hauptstadt ziehen muss und Riku sich mit 16 entscheidet, allein in der Kleinstadt zu bleiben und früh erwachsen werden muss. An diesen Punkten ist die Musik für ihn da. „Ich schreibe auch Songs, um dem Alltag zu entfliehen – das ist bis heute so. Um für einen Moment alles zu vergessen und in meiner eigenen Welt zu sein. Für mich ist das magisch und ich möchte es mit anderen Menschen teilen: Die Chance, eine Weile die Schönheit einer anderen Welt zu erleben. Darum geht es mir.“
Auch die fünfzehn Jahre mit einem der erfolgreichsten finnischen Musikexporte, der nicht nur mit „Hollywood Hills“ auch in Deutschland einen Megahit verbuchen konnte, waren nicht durchgängig auf Rosen gebettet. „Der Erfolg war großartig, aber bedeutete auch, dass ich immer weniger Zeit und Energie für meine eigenen Projekte hatte. Irgendwann hat mir mein kreativer Ausdruck sehr gefehlt.“ Die Auflösung der Band kam für Rajamaa nicht überraschend, trotzdem hat die Verarbeitung der langen musikalischen Beziehung Kraft gekostet. Nach der Abschiedstour der Band 2022 war es erst mal ungewohnt wieder alleine unterwegs zu sein, aber gleichzeitig eine wichtige Befreiung: Seitdem kann er sich wieder seinem Songwriting widmen und mit einem neuen Team das nächste erfolgreiche Karrierekapitel starten, das nach seinen Regeln und Werten läuft.
Folgerichtig geht Riku Rajamaa 2023 auf seine erste Solo-Akustiktour und entdeckt sich neu: „Ich bin gerne ein Teamplayer und muss nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, aber jetzt mit sehr persönlichem Material und ohne Bullshit auf der Bühne zu stehen, ist ein fantastisches Gefühl. Das Umfeld ist harmonisch und es geht wieder darum, wirklich gemeinsam Musik zu machen. Wir improvisieren live, es passiert mehr auf der Bühne und es ist einfach aufregender – weniger Show, mehr ein Konzert, das aus dem Moment mit dem Publikum besteht. Die Energie ist ganz anders.“
Riku Rajamaa ist das beste Beispiel dafür, dass eine Band nicht nur aus ihrem Frontmann besteht und stillere Wasser manchmal tatsächlich tiefer sind. In seinen Songs verbindet sich das Beste aus zwei Welten: Ein virtuoser Vollblutmusiker mit viel Bühnenerfahrung und ein ungekünstelter Gitarren-Nerd, der es trotz aller Lobeshymnen geschafft hat, mit beiden Beinen auf dem Boden zu bleiben. „Für mich geht es vor allem um Gefühl und Rhythmus – um das, was in der Summe entsteht. Wenn ein Beat uns dazu bringt, uns zu bewegen – super; wenn Texte tiefe Gefühle auslösen – wunderbar; aber wenn beides zusammenkommt, hat man einen verdammt guten Song.“
So wie die bewegendsten Konzerte nicht unbedingt die in den ausverkauften Stadien sind, sind auch die Musiker in der ersten Reihe nicht immer die interessantesten. Riku Rajamaa bringt uns hochwertige Songs mit guter Energie und einer subtilen Melancholie, die nur Musiker mit echter Empathie zustande bringen. „Ich bin hin und wieder nachdenklich, aber am Ende definitiv ein Optimist. Wahrer Erfolg ist für mich meine Familie, Freunde und Gesundheit – ich muss kein Superstar sein, aber ich freue mich sehr, jetzt mit meinem neuen Material wieder live unterwegs zu sein und so viele Menschen vor und neben der Bühne wiederzusehen, die ich vermisst habe.“
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