25.10.2024
Basement Saints : Down South
Wie viel Energie darf Musik versprühen, bevor sie als Kraftwerk bezeichnet werden muss? Nun, Basement Saints kommen verdammt nah ran, da unten im Süden.
Am Anfang war die Rockmusik. Oder der Rock’n’Roll; also Rockabilly. Beziehungsweise der Blues. Kompliziert? Vielleicht. Nötig? Kaum. Und trotzdem wird weitum unsagbar viel Wert auf die korrekte Einordnung von Musik in diese und andere Schubladen gelegt. Zum Glück pfeifen Basement Saints darauf, sich mit solchen Nebensächlichkeiten zu befassen. Viel lieber stecken sie ihre Mikros, Instrumente und Verstärker ein und legen los, da unten im Süden, «Down South», wie ihr neues Album heisst.
Elegant, mit hohem Tempo und viel Rockabilly-Attitüde schlängeln sie sich gleich schon im Opener «Left Lane Cruiser» an all den Bummlern und Spassbremsen vorbei; um mit dem «Spark In The Woods» die Hütte mit einer kraftvollen Progrock-Nummer und wild wummernder Hammond schon gleich vollends zum Brennen zu bringen. Auf den «Highway Lines» stampft das Trio in gleicher Manier unaufhaltsam voran, um mit «Bucaneer» ungestüm in die Hardrock-Ecke einzubiegen.
Nach einem Drittel der Strecke ist klar: Simon «Molly» Moll (Drummer aus der Schweiz), Robby Keys (Sänger und Hammondist aus Österreich) und Anton Delen (Sänger und Gitarrist aus Südafrika) drücken auf ihrem neuen Album «Down South» vom ersten bis zum letzten Ton auf das Rock’n’Roll-Gas. Immerhin: Zu Fuss in den «Boots» nimmt das Trio trotz flottem Boom-Tschacka-Mood schon mal etwas Tempo raus, um dem Publikum dann mit der Vorab-Single «Sail Trough The Night» definitiv eine erste Verschnaufpause zu gönnen – wunderbar gechillt und laid back unter rostigen Segeln durch die Nacht.
Begleitet von der «Night Owl» nimmt der Dampfer freilich sachte wieder an Tempo auf, bevor klar wird; «What To Do»: Weiter ungestüm vorwärts mit unbändiger Kraft, wie sie der Rock in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts entfalten gelernt hat. Es war jene Zeit, in denen die Musikerinnen und Musiker ganz sicher nicht «Sunflower Seeds» in ihre Raucherwaren gemischt haben – aber genau solche Songs geschrieben haben: Opulent, kraftvoll und von schier massloser Leidenschaft.
«Down South» schliesslich führt mit schleppendem Beat zurück auf den Weg in die Rock-Gegenwart, wo am Ziel als elfter Track mit «Making Amends» ein vielschichtiger und heftiger Abschluss wartet, mit dem Basement Saints endgültig beweisen, dass sie auch die kleinen und feinen Zwischentöne beherrschen. So wie sich das für grosse Rockbands gehört.
Auf ihrem neuen Album «Down South» erschaffen Basement Saints vom ersten bis zum letzten Ton eine einzigartige Atmosphäre und einen nostalgischen Klang, der gleichzeitig modern und zeitgemäss wirkt. Sie schaffen mit ihrer Kombination aus Hammondorgel, Gitarre und Schlagzeug die Essenz des klassischen Rock'n'Roll und des Blues einzufangen und ganz neu zu interpretieren. Um aus der Essenz dieser Ursuppe aller modernen Musik eine Energie zu entfesseln, die über weite Strecken tatsächlich an ein Kraftwerk gemahnt.