Power Plush
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Power Plush

Der tägliche Gang zum Briefkasten ist für viele Menschen mit negativen Gefühlen verbunden. Zu groß ist die Gefahr, dass es beim Öffnen der Metallkassette bedrohliche Behördenschreiben, Rechnungen, Mahnungen und andere Hiobsbotschaften regnet. Das Chemnitzer Viergespann Power Plush hat es sich zum Ziel gesetzt, ihrer Hörer*innenschaft die Briefangst zu nehmen - und selbige in ein erwartungsvolles und schlussendlich kraftgebendes Feeling zu transformieren. Power Plush begreifen ihr zweites, im April 2025 über corner.companyerscheinendes Studioalbum »Love Language« als ein geschnürtes Bündel progressiv-positiver Messages und emotionaler Eruptionen à la »I get confused when I see you around / you make me look to the fucking ground«; als transportablen Safer Space; als knallbuntes Paket Musik, das im besten Fall jeden Briefkasten dieser Welt erreicht. Auf dem Albumcover ist eine pinke Poststation zu sehen. Sie steht im Zentrum der von Anja Jurleit, Maria Costantino, Svenja Schwalm und Nino Cutino imaginierten Idylle »Love Language«.

Wer Power Plush nicht erst seit gestern verfolgt, weiß, dass die Songs dieser Band niemals im luftleeren Raum stattfinden und stets von einer ganzheitlich plastischen, utopistisch-pastelligen Ästhetikwelt umrahmt werden. »Vomiting Emotions«- die Power-Plush-Debüt-EP aus 2021 - klang in etwa so blumig, frisch und rosa-türkis, wie ihr Cover aussah. »Coping Fantasies« - der erste vollwertige, im Februar 2023 veröffentlichte Langspieler - erzählte Geschichten aus eben der miniaturartigen Knetwelt, die sich im dazugehörigen Bildwerk eröffnete. Power Plush, das sind nicht nur flächige, warme Sounds zwischen Indierock und Dreampop - sondern immer auch milchig-bunte Bühnenlichter und ausgefallene Retro-Looks, Glitzersteinchen und in Sternenstaub gehüllte Kulissen. Power Plush, das ist ein hierarchiefreies Quartett mit drei elementar unterschiedlichen, von Song zu Song rotierenden Gesangstimmen. Das sind englischsprachige Texte, breit verzweigte Gitarrenwände und große wie unaufdringliche Melodien. Das sind Lieder über surreal harmonische bis krisengebeutelte Beziehungen, über innerste Gefühle, über zwischenmenschlichen Austausch.

Das sind behutsame Balladen wie »Date Me Once« oder »U Deserve Better«, die sich in ihrem Verlauf zu weitschweifenden, antreibenden Hits aufschwingen; oder sympathisch augenzwinkernde Hymnen gegen Scheißtage vom Typ »Better Luck (Next Time)«- »Today another shitty mail pops up, today I'm working up my guard«. Power Plush, das ist ein grenzenloses Gemeinschaftsgefühl, das ist Zärtlichkeit, das ist unerschöpflicher Bewegungsdrang ohne Hast. Power Plush, das ist - speziell im Kontext der neuen Platte »Love Language«- die Suche nach Worten, in die sich ungefilterte Gefühlsausbrüche fassen lassen; das ist solidarische Kommunikation, das ist federleichte Unmittelbarkeit, gelebte Sensibilität und eine selbsterdachte Sprache, die über das Sprechen hinausgeht. »Love Language« ist wie ein Wörterbuch, das jene Sprache dokumentiert - entschlossen, experimentierfreudig und überhaupt wesentlich mutiger, auch aufbrausender als sein Vorgänger »Coping Fantasies«. Power Plush sind, das ist deutlich zu spüren, an sich selbst und ihrem neu gewonnen Erfahrungsschatz gewachsen.

Die Band hat sich von äußerem Druck und Imposter-Instinkten befreit, hat den kollektiven Arbeitsprozess optimiert. Sie hat auf technischer und lyrischer Ebene zugelegt, zugleich Schroffheiten zugelassen und deutlich konkreter für sich definiert, wie sie klingen will - nämlich rockiger, rotziger, aufmüpfiger, flächiger, energetischer. Power Plush ist es gelungen, ihre Musik ebenenreicher, vieldimensionaler, komplexer und zugleich vereinnahmender nachhallen zu lassen, ohne die plüschig-verträumte Atmosphäre früherer Songs über Bord zu werfen. »Love Language« ist ein enorm Live-taugliches Album, ist weniger Woodstock und mehr Post-Punk, spart nicht an dancy Kopfnicker-Momenten Marke »Dont Make Me«. Sie erscheint trotz aufwändigster Arrangements erfrischend rough, kantig und schrill, ist selbst in melancholischen Momenten springlebendig und - wie die Band selbst - ununterbrochen auf Achse.

Anja, Maria, Svenja und Nino sind seit mittlerweile fünf Jahren zusammen auf der Reise - und das häufig im wahrsten Sinne des Wortes. Power Plush haben seit ihrem Zusammenfinden reichlich Kilometer durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und die Niederlande geschrubbt: Im Rahmen ihrer ersten Solotournee 2023, als Support-Act für Kraftklub, die Beatsteaks, Von Wegen Lisbeth, Blond, Tocotronic, Kaffkiez, Bukahara , die Leoniden und Bosse, auch während unzähliger Festival-Ausfahrten in mittlerweile drei reizüberflutenden Sommersaisons. Power Plush waren 2022 bei den Hamburger VUT Indie Awards in der Kategorie Beste*r Newcomer*in nominiert, wurden 2023 für das Format BR Startrampe durch Groningen begleitet, sind für den WDR Rockpalast in Köln aufgetreten und haben erst kürzlich beim Popmusik-Preis POLYTON in Berlin performt. Wenn Power Plush gerade einmal nicht auf Bühnen standen, saßen sie in Chemnitz zusammen - jenem von einer umfangreichen Kreativszene belebten Ort im sächsischen Hinterland, der die Band ab 2019 zusammengeführt hat und dem Anja, Maria, Svenja und Nino bis heute die Treue halten.

Vor einigen Monaten hat die Band hier endlich ihren ersten eigenen Proberaum bezogen und mit dunkelblauer wie rosaroter Wand- und Lackfarbe gepimpt. An diesem Ort wurde »Love Language« im Laufe des Kalenderjahres 2024 Stück für Stück zum fertigen Album. Aufgenommen haben es Power Plush schlussendlich im Berliner Studio von Produzent Dennis Borger. Er ist bekannt für seine Zusammenarbeiten mit Betterov und TEMMIS, hat die Vision hinter »Love Language« direkt beim ersten Aufeinandertreffen mit dem Viergespann im Dezember 2023 verstanden und Power Plush zusätzlich motiviert, die neue Platte für ihre Verhältnisse rockig zu halten. Zu diesem Zeitpunkt hatten Svenja, Anja und Maria längst etliche neue Songtexte geschrieben und zu gemeinsamen Band-Sessions ins WG-Zimmer von Drummer Nino mitgebracht. Er hat - während der Rest der Band in Lyrics vertieft war - an seinen Producing-Skills gefeilt. Nur deshalb waren Power Plush - anders als in der »Coping Fantasies«-Entstehungsphase - dazu in der Lage, erste Songskizzen auf eigene Faust fertigzustellen und Dennis Borger mit verhältnismäßig weit vorangeschrittenen Demo-Versionen neuer Lieder zu versorgen.

Viele Debatten rund um den Album-Sound konnten Band-intern ausgehandelt werden - vielleicht fühlt sich »Love Language« genau deshalb so frei, so rund, eben so sehr nach Power Plush und Bandprojekt an. Der thematische Rahmen der Platte fand sich ebenfalls in langen, Freundeskreis-artigen Gesprächen. »Love Language« - dieser Aspekt bündelt tatsächlich alle zwölf Anspielstationen - erzählt von aufbrandender und ausklingender, anhaltender und verzweifelter, lauter, leiser, alter, neuer, beflügelnder und missglückter Liebe. Von Trennung, Trauer, Wut und bohrenden Selbstzweifeln (»Acting In A Way«) - »Everyday I cut my hair hoping I could feel a change«. Von Reflexion, Heilung und Neuanfang (»Blue«); von neuen Schwellen, die übertreten und neuen Türen, die aufgestoßen werden; von der verschwimmenden Grenzlinie zwischen tiefer Freundschaft und queerer Innigkeit (»Crush«); vom Alleinsein, vom Flüchten und Ankommen. Und, na klar: Von geglückter, gescheiterter oder mangelhafter Kommunikation in Partnerschaften - mit anderen Personen, mit der Welt, mit sich selbst.

Stücke wie »Mini Pancakes« oder das epochal zerrende »Crush« zeichnen das Verliebtsein als im positiven Sinne aufregendes Erlebnis. Das majestätisch flirrende, auf den zweiten Blick durchaus auch als herrschaftskritische Spitze lesbare »You Know You Messed Up« blickt dagegen im eher schwermütigen Ton auf eine gescheiterte Beziehung: »I won’t forget the words you said I won’t forgive the wrongs you’ve made«. Power Plush, das ist auch immer eine Fahrt auf der Gefühlsachterbahn - und eine Karambolage extrem guter und extrem schlechter Herzzustände. Der von einem interstellar anmutenden, Synth-verzierten Interlude eingeläutete Indie-Track »Waste My Time« - ein Feature mit Shelter Boy - erzählt beispielsweise von einer eher giftigen Form der Verliebtheit: »I need to beas exciting as you seem to me / you’re so careless must feel free / I’m counting my anxieties«. Der für Power Plush bedeutsamste Song auf »Love Language«? Vermutlich das titelgebende Finale - weil Anja, Maria und Svenja den Song gemeinsam auf ein von Nino entworfenes Instrumental geschrieben haben und sich in ihren Gesangsparts abwechseln. An diesem Punkt manifestiert sich der gemeinsame Weg der letzten Jahre - und das essenzielle Learning, das sich für Power Plush aus dem zweiten Album ergibt: »Now that I'm here with meI'll ignite my spark / spell out the words so free«.

Ebenfalls erwähnenswert: Der als zweite Single erscheinende und in vielerlei Hinsicht als Albumklammer fungierende Opener »Blue« - weil dieses Stück samt hitreifer Hook und farbgetränkter Lyrics Power Plush in der Nussschale ist. »Blue« handelt vom Versuch des persönlichen Neustarts infolge einer schmerzhaften Trennung, beschreibt den ernüchternden Blick aus dem Fenster ins blasse Grau - alle Farben scheinen auf einmal gänzlich verblasst und von penetranter Bedrücktheit überschattet zu sein. Dann, irgendwann, bahnt sich immerhin ein mattes Blau seinen Weg; zuerst zieht es sich nur durch die Gedankenwelten, dann entdecken Power Plush es auch als positiven Akzent am Himmel, im Wasser, im eigenen Alltag. Mit der Zeit weichen die ‚blue‘-Feelings neuer Lebensenergie, neuer Selbstermächtigung, einem Anfang, einem »me without you«.»Blue« ist - ummantelt von Dreampop-Timbre - in klaren, warmen Gesang gehüllt, der im Background stellenweise von einem beherzten Chor unterstützt wird.

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Cover: Power Plush - Love Language
Love LanguagePower Plush
Cover: Power Plush - Acting In A Way
Acting In A WayPower Plush

Videos

Power Plush - Crush (Official Music Video)
Power Plush - Crush (Official Music Video)
Power Plush - Waste My Time feat. Shelter Boy (Official Visualizer)
Power Plush - Waste My Time feat. Shelter Boy (Official Visualizer)
Power Plush - You Know You Messed Up (Official Visualizer)
Power Plush - You Know You Messed Up (Official Visualizer)
Power Plush - Blue (Official Visualizer)
Power Plush - Blue (Official Visualizer)

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